Filmriß - Kino im Alhambra zeigt:

14.5. 20 Uhr Alhambra
Das Fest
(Festen) Dänemark 1998 Format: 35mm, 105 Minuten Regie: Thomas Vinterberg, DarstellerInnen: Ulrich Thomsen, Henning Moritzen, Thomas Bo Larsen u.a.

Sommer in Dänemark. Im prächtigen Landhotel von Helge Klingenfelt treffen Familie und Freunde ein, um seinen 60. Geburtstag gebührend zu feiern. Seine Frau Else, seine Tochter Helene und sein ältester Sohn Christian haben sich zuletzt ein Jahr zuvor bei der Beerdigung von Christians Zwillingsschwester Linda getroffen. Michael, das schwarze Schaf der Familie, war nicht einmal dort erschienen. Bevor das Fest beginnt, bittet Helge seinen ältesten Sohn, ein paar Worte zur Erinnerung an Linda zu sagen. Der Wein ist ausgeschenkt, die Vorspeise serviert, als Christian sich für seine Rede erhebt. Noch weiss nur er allein, warum niemand diesen Abend jemals vergessen wird... „Das Fest“ ist ein Produkt von Dogma 95, einem Filmregisseur-Kollektiv, gegründet 1995 in Kopenhagen als „Rettungsaktion, um bestimmten Tendenzen im modernen Kino entgegenzuwirken.“ Dogma 95 bekämpft das Autoren-Konzept, Maske, Illusionen und dramaturgische Vorhersehbarkeit. Dogma 95 wünscht, Film so zu reinigen, daß wieder „das Innenleben der Figuren den Plot rechtfertigt“. Die ersten der vier dänischen Regisseure, die den „Schwur der Keuschheit“ von Dogma 95 ablegten, waren Lars von Trier und Thomas Vinterberg.

DER SCHWUR DER KEUSCHHEIT
1. Es darf nur am Schauplatz gedreht werden. Sets und Requisiten sind verboten. (Wenn eine besondere Requisite für die Geschichte notwendig ist, muß ein Drehort gefunden werden, an dem die Requisite vorhanden ist).
2. Der Ton darf niemals unabhängig von den Bildern produziert werden oder umgekehrt. (Musik darf nur dann verwendet werden, wenn sie dort gespielt wird, wo die jeweilige Szene gedreht wird).
3. Es wird ausschließlich mit Handkamera gedreht. Jede Bewegung oder Bewegungslosigkeit, die mit der Hand erreicht werden kann, ist erlaubt.
4. Der Film muß in Farbe gedreht werden. Spezielle Beleuchtung wird nicht akzeptiert. (Wenn zuwenig Licht zur Verfügung steht, muß die Szene geschnitten werden oder eine einzelne Lampe an der Kamera angebracht werden).
5. Optische "Spielereien" und Filter sind verboten.
6. Der Film darf keine oberflächliche Action beinhalten. (Morde, Waffen etc. dürfen nicht vorkommen).
7. Zeitliche und geographische Verfremdungen sind verboten. (Das heißt, der Film muß Hier und Jetzt spielen).
8. Genrefilme sind nicht akzeptiert.
9. Das Filmformat muß Academy 35 mm sein.
10. Der Regisseur darf weder in den Titeln noch im Abspann genannt werden.


28.5.20 Uhr Filmveranstaltung im Wasserwerk, Achterdiek
DER ARALSEE
Wo das Wasser endet, endet die Erde
Beta-SP, 86 Minuten Regie:Joachim Tschirner Buch: J.Tschirner/Burghard Drachsel Kamera: Christian Maletzke/Steffen Pick Ton: Mario Köhler/Steffen Schubert Montage: J.Tschirner Produktionsleitung: Barbara Kunst TV-Redakteure: Dagmar Filoda (NDR), Jürgen Tomm (SFB), Beate Schönfeldt (MDR)

Auf der Insel Muinak, im Süden des Aralsees, führte einst jede Straße zum Meer. Heute enden alle Wege in einer giftigen Sandwüste, denn das Ufer des Aral,vor dreißig Jahren noch das viertgrößte Binnenmeer der Welt, hat sich bis zu einhundert Kilometer zurückgezogen. Das langsame Verschwinden des Sees ist nach übereinstimmender Auffassung internationaler Experten die größte von Menschen verursachte Umweltkatastrophe. Einst war der Aralsee 120mal so groß wie der Bodensee. Die Dichter des Landes nannten ihn in ihren Liedern das Meer Mittelasiens.
Seit Mitte der achtziger Jahre erreichen die Flüsse nicht mehr das Meer. Amur, Darja und Syr Darja verlieren seit drei Jahrzehnten ihre Kraft in den unzähligen Kanälen für die endlosen Baumwollplantagen und Reisfelder Kasachstans und Usbekistans. Ergebnis einer gegen alle Spielregeln der Natur ausgeweiteten Landwirtschaftspolitik. Der überhebliche Traum, mit spektakulären Eingriffen in die Natur Wüsten in Gärten zu verwandeln, schuf neue Wüsten unvorstellbaren Ausmaßes. Das ökologische Gleichgewicht in Zentralasien ist vernichtet. Der desolate Gesundheitszustand der Bevölkerung ist kaum zu beschreiben, die Kindersterblichkeit ist eine der höchsten der Welt, denn das Grundwasser und die Böden sind vergiftet, die toxischen Werte des Trinkwassers übersteigen alle zulässigen Normen, die Versorgung der Bewohner mit Lebensmittel in der Aralregion ist unzureichend und die medizinische Betreuung schafft mit internationaler Unterstützung nur das Notwendigste. Es herrschen Not, Armut und Arbeitslosigkeit.
Die Autoren haben im November 1996, nach ihrer ersten Begegnung mit dem Aralsee-Desaster, den mittlerweile gemeinnützigen Verein WASSER FÜR DIE KINDER DES ARALSEES gegründet. Für die dringend gebrauchte Wasseraufbereitungsanlage in Muinak haben sie bisher etwa zwanzigtausend Mark gesammelt. Das ist viel, wenn man den heißumkämpften Spendenmarkt betrachtet, auf dem professionelle Fundraiser mit allenTricks arbeiten. Und es ist wenig, wenn man an das Ziel der Spendenaktion denkt. Bisher konnte die Vereinsarbeit ausschließlich mit Mitgliederbeiträgen finanziert werden. Auch weiterhin soll kein Pfennig von den Spendengeldern für Organisatorisches ausgegeben werden. Die Interviews, die in Vorbereitung des Aralsee-Filmes mit Experten der Weltbank, der NDP, WHO und UNESCO gemacht wurden, brachten die beunruhigende Gewißheit, daß von Seiten der internationalen Staatengemeinschaft in absehbarer Zeit keine Soforthilfe zu erwarten ist.

Der Regisseur Joachim Tschirner wird wahrscheinlich anwesend sein.