Out of this
world!
Kongress zu Science Fiction, Politik, Utopie
Bremen, 2./3. 12. 2000
Was die technischen
und politischen Eliten für die wirkliche Welt ausgeben, entlockt heute
nur noch der BUNTEN den Ausruf "Das ist ja interessant!" Der Rest
ist überzeugt, dass die Wahrheit anderswo ist - irgendwo dort draussen,
oder irgendwie dahinter, oder irgendwo Politik, Utopie jenseits all dessen.
In den Weiten des Alls, weil das hier nur eine schlechte Parodie sein kann.
In abgefeimten Verschwörungen, weil alles sonst überhaupt keinen Sinn
macht. In sozialen Utopien, die sich heute nur noch die Science-Fiction zutraut
- von der nicht nur Doris Lessing sagt, dass sie die lebendigste und kreativste
künstlerische Gattung der Jetztzeit ist. Tagungen über SF leiden häufig
an Imitation oder am Daherreden: eine langweilige akademische Theorie wird nicht
besser, weil sie an "Alien" oder "Deep Space Nine" exerziert
wird. Eine Annäherung an SF muss ernstnehmen, dass SF eine der wuchtigsten
zeitgenössischen Bildsprachen ist, die etwas anbietet, was "realistische"
Systeme immer weniger leisten: dass wir gemeint sind; dass wir darin vorkommen;
dass es wirklich um uns geht. Unsere Ängste, Visionen, Erfahrungen, Projektionen,
Wünsche, darum welchen Reim man sich auf das alles machen soll. Eine bewegliche
Sprache, mit der sich etwas anfangen lässt, in der starre Autoritäten
und Orthodoxien nicht gelten. Schwerpunkte der Tagung werden sein: Feministische
Utopien und Science Fiction; Gesellschaftswissenschaft und Science-Fiction;
Popkultur und Gesellschaft. Sie wendet sich an jede und jeden, die sich für
SF interessiert und für die Science-Fiction und social fiction keine Gegensätze
sind. Comics, Dia-Show, ein "Alien Poetry Slam" und das erste extraterrestrisch
geschulte Forderungsprogramm an die Bundesregierung runden ein Programm ab,
dessen roter Faden das klassische Versprechen der Science-Fiction ist: dass
das, was uns alltäglich vorgesetzt wird, unmöglich das letzte Wort
sein kann.
Themen und ReferentInnen:
I. Feminismus und Science-Fiction: Nach der Utopie?
Usch Kiausch (Mannheim): SF-Geschichte als Gesellschafts- und Geschlechtergeschichte
Petra Mayerhofer (Stuttgart): Feministische SF in den 90ern - nach der Utopie?
Else Laudan (Hamburg): Hightech, Lowlife und eine Lanze für ein besseres Morgen: Die Politik des Kulturellen mit Social Fiction/Social Fantasies
Angelika Öhrlein (Bayreuth): Welche Möglichkeiten bringt das Internet für SF von Frauen?
Dorothee Richter (Stuttgart): Utopien in der feministischen Kunst der 90er
Moderation: Julia Seipel (Oldenburg)
II. Science-Fiction, Politik und Anti-Politik
Erik Simon (Dresden): Übereinstimmend anders. Nischen der (ost)deutschen SF
Myra Cakan (Hamburg): Pessimismus und Widerstand im Cyberpunk
Christoph Spehr (Bremen): "In einer seltsamen Phase unseres Lebens". Politische Utopie jenseits der Utopien
Helene Hecke (Berlin): Individuum und Gesellschaft im SF-Comic
Annette Schlemm (Jena): Zukunft und Selbstorganisation
Dierk Spreen (Berlin)
Richard Saage (Halle): Utopie und SF - Versuch einer Begriffsbestimmung
III. Pop und/oder/durch/statt Kritik
Ingrid Lohmann (Hamburg): Cognitive Mapping im Cyberpunk
H.J. Krysmanski (Münster): Varianten des amerikanischen Planetarismus
Kai Kaschinski (Bremen): "That this is the strange planet, and we are the aliens." Biopolitik im SF.
Klaus Theweleit (Freiburg)
Barbara Kirchner & Dietmar Dath (Freiburg): Utopie und Biologie
Rahmenprogramm:
Uche Nduka, Tim Schomaker & Band: Alien Sounds. Ein Trip in words & music (KIOTO, Samstag 20.00)
Träger:
INTKOM, Bremen in Zusammenarbeit mit der Rosa Luxemburg Stiftung und der Rosa _Luxemburg _ Initiative Bremen *
Zeit:
Sa, 2. Dezember:
13.00 Eröffnung
14.00 Plenumsvortrag 1
15.00 - 18.00 Arbeitsgruppen 1-3 (Paradox Saal + Salon + KIOTO)
19.00 Plenumsvortrag 2
20.00 Aliens Sounds (KIOTO)
21.00 Disco und Bar;
So, 3. Dezember:
11.00 Opening
12.00 Plenumsvortrag 3
14.00 - 16.00 Arbeitsgruppen 1-3 (Paradox Saal + Salon + KIOTO)
16.00 Schlussplenum