Die Geschichte einer interessanten
Vorkommunalwahlzeit mit der NPD...

Die NPD hatte Oldenburg schon früh als Wahlkampfschwerpunkt für die Komunalwahl bekannt gegeben. Stress war also vorprogrammiert, aber das die soviel rumnerven, hatte wohl keineR gedacht. Es begann mit peinlichen Postwurfsendungen im ganzen Stadtgebiet, welche von der Post ausgeliefert wurden. Interventionsmöglichkeiten gab es dagegen nur wenige. Dann folgten die üblichen Plakate, von den wohl kein einziges mehr als 24 Stunden überlebt hat. Soweit, so gut. Doch dann wurde es sehr actionreich.

Am Vormittag des 1. September haben rund 30 Naziglatzen in der Oldenburger Innenstadt leider relativ ungestört einen Wahlkampftstand der NPD gemacht. Das erstemal seit über zehn Jahren! Ausser einigen bekannten Oldenburger Faschos war das Pack aus weiteren 8 Städten der Region angereist. Als sie abziehen wollten, wurden sie zumindest noch von etwa 30 eilig eingetrudelten AntifaschistInnen lautstark beschimpft und mit mächtig Frischei eingedeckt. Viele PassantInnen liessen sich nicht lange bitten und gesellten sich ebenfalls dazu. Die Polizei nahm nach kleineren Rangeleien drei bewaffnete Nazi und eine Antifaschistin in Gewahrsam.

Schon 5 Tage später, am 6. September, nervten sie schon wieder rum. Um 16.30 h bauten 7 Faschos der örtlichen NPD (Eigenfeld, Dallek,...) einen Infostand am Osternburger Markt auf. Nach einer Stunde trafen dort aus drei Richtungen gleichzeitig diverse Antifas auf, um das Treiben der Nasen zu beenden. Diese waren aber wohl schon von den Politbullen vorgewarnt und mitten im Abbau. Am Stand angekommen strömten etwa 50 Bullen in Kampfmontur herbei und sorgten für einen relativ gesicherten Rückzug der NPD`ler.

Dann folgte etwas Nettes. Am 7. September fand eine Antifa-Demo mit über 500 TeilnehmerInnen statt. OrganisatorInnen waren die Leute aus dem Bündnis „Druck ablassen", das dynamische Motto „Frischer Wind! Den Nazis ins Gesicht furzen!". Ein angenehm bunter und entschlossener Haufen aus Antifas, SchülerInnen, Punx, HipHopperInnen (sorry für die Schubladen) u.v.a. folgten dem verwegenen Aufruf. Auch einige Hundertschaften ungeladener Gäste (Bereitschaftspolizei, Festnahmezug und ein nerviger Doku-Trupp) nahmen an der unangemeldeten Demo teil. Gepanzert und höchst unentspannt begleiteten sie die Demo mit Spalier und Autokorso. Trotzdem war die Stimmung recht gut - gut gelaunt und gut wütend. SPD-Bundesgeschäftsführer Müntefehring war auch gerade in der Stadt und wurde nach Demoende noch von etwa 80 Leuten genervt.

Für den 8. September, also wieder den Tag drauf, hatte die NPD gewagt, eine Kundgebung für 13 Uhr auf dem Julius-Mosen-Platz anzumelden. Am Tag selber verkündete jedoch unsere heimische Dorfpresse, daß die NPD selbst die Kundgebung abgesagt hat, weshalb so mancheR GenossIn zu Hause blieb. Gegen Mittag kamen aber dennoch ca. 30 Glatzen wie am Samstag zuvor, um wieder einen Stand (diesmal mit Megaphondurchsagen) bei der Hof-Apotheke zu veranstalten. Anfangs waren nur vereinzelt Menschen vor Ort, um ihnen zu zeigen dass sie in Oldenburg nix zu suchen haben. Nach und nach sammelten sich allerdings etwa 40 Menschen um den Stand in der belebten Innenstadt. Die Bullen schützten den Stand durch massive Präsenz von Streifenhörnchen, Zivis, Hunden und BFE (die neue Oldenburger „Beweissicherung und Festnahmeeinheit"=Schlägerbullen). Als die Nasen den Stand abgebaut hatten und weggeleitet werden sollten, flogen dann die ersten Eier.


Ungebetene Gäste: das Oldenburger BFE

Dann gings aber erst richtig los. Es folgte eine Verfolgungsjagd durch die Stadt. Viele Menschen wollten den NPD'lerInnen zum Abschied noch etwas mitgeben, was jedoch von Robocops etc vereitelt wurde. Die Faschos wurden zum Parkhaus (beim 2. Polizeirevier und CCO) begleitet und fuhren augenscheinlich ab. Inzwischen hatten sich etwa 80 - 100 Menschen versammelt und entschlossen sich eine Spontandemo durch die Innenstadt zu machen. Überaus entschlossen und powervoll. Nachdem ein Wahlkampfstand der CDU etwas leiden musste (Frischei), verfolgte das BFE in voller Montur und vermummt die Demo. Auf dem Rathausmarkt schliesslich wurden etwa 30 Leute eingekesselt und nach etwa einer halben Stunde hinter die Lambertkirche getrieben (keine Öffentlichkeit und so). Dort wurden alle gefilzt und mußten ihre Personalien abgeben. Dabei wurde einer Frau so hart auf den Brustkorb geschlagen, dass sie in das Krankenhaus gebracht werden musste. Zuvor hatten drei der Robocops einem Menschen wegen Beleidigung und Widerstand vorläufig festgenommen und ihn dabei diverse Male mit einem Knüppel auf die Hand geschlagen.

Nachdem alle wieder frei waren, löste sich das Ganze auf. Doch einige entschieden sich, der örtlichen NPD-Zentrale noch einen Besuch abzustatten. Dabei soll wohl einiges Propagandamaterial (Flugis, Plakate, Fahnen etc.), welches dort lagerte, dem Regen ausgeliefert worden sein. Daraufhin setzte eine Hetzjagd der Bullen ein, der 30 Menschen zu Opfer fielen. Sie wurden eingekesselt, in einem Gefangenenbus auf das 1. Revier gefahren und wurden ED behandelt. Vorwurf: Sachbeschädigung, Landfriedensbruch und versuchte Brandstiftung.

Dann kam die Wahl, die NPD erhielt etwa 0,8 % und verlor im Gegensatz zur letzten über ein Drittel der Stimmen. Ein Schmankerl war noch, das einige Tage vorher die NPD-Kandidatin Katja Hamm der ganzen Welt erzählte, sie hatte niemals kandidieren wollen , halte nichts von der Partei und die NPD habe ihre Unterschrift für`s Wahlamt gefälscht. Naja, wer weiß das schon, die NPD hat auf jeden Fall jetzt eine Anzeige wegen Urkundenfälschung.

Nazis verjagen! NPD zerschlagen!