Mittenwald: Pfingsten 2003 Gegen die |
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In Kommeno (Nordgriechenland) fuhren Soldaten der 12. Kompanie des Gebirgsjäger-Regiments
98 am 16. August 1943 zum Morden „feldmarschmäßig“ mit
Maultieren und dem Küchenwagen vor und erschossen 317 Frauen Männer
und Kinder. Die unter dem Kommando des späteren Bundeswehrgeneraloberst
Reinhold Klebe stehenden Soldaten ermordeten nicht nur Zivilisten, sondern schändeten
Frauenleichen und gaben das Dorf zum privaten Raubzug frei. Dieses bestialische
Massaker blieb kein Einzelfall. Im September 1943 beteiligten sich Soldaten
der 1. Gebirgsdivision an der Entwaffnung der italienischen Armee in Griechenland
und erschossen ca. 4.000 gefangengenommene Soldaten auf der Insel Kephalonia.
Die Mörder zogen weiter. In Joannina. unterstützte die 1. Gebirgsdivision
die Geheime Feldpolizei bei der Ghettoisierung und Deportation der griechischen
Jüdinnen und Juden. Jüdische Partisanen wurden hingerichtet. Griechische
ZivilistInnen, die die Massaker überlebten, wurden als Geiseln festgehalten
oder nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt. Unter dem Deckmantel der
sogenannten „Bandenbekämpfung“ ermordeten Gebirgsjäger-Einheiten
über 1.000 GriechInnen und zerstörten allein im Oktober 1943 im Epirusgebiet
mehr als 100 Dörfer. Auch in Italien wurden im Juni 1944 in den Dörfern
Camerino und Fabriano im Zuge der „Partisanenbekämpfung“ über
100 ZivilistInnen von Angehörigen der 5. Gebirgsjäger-Division ermordet.
Für diese Kriegsverbrechen wurde nicht ein einziger Gebirgsjäger von
der deutschen Justiz zur Rechenschaft gezogen.
Im bayerischen Mittenwald feiern Angehörige der faschistischen deutschen
Wehrmacht und der Bundeswehr noch heute ihre vergangenen und aktuellen Fronterlebnisse.
Voller Stolz erleben die greisen Wehrmachtssoldaten, dass Bundeswehrsoldaten
in SFOR- und KFOR-Einheiten heute wieder auf dem Balkan kämpfen, wo sie
selbst schon vor 60 Jahren wüteten. Die Soldaten der Gebirgsjäger-Einheiten
beschwören eine Tradition von den kaiserlichen Truppen des Ersten Weltkrieges
über die Wehrmacht Nazi-Deutschlands bis zur heutigen Bundeswehr.
Zu ihrer größten Überraschung wurden die Feiern der Gebirgstruppe
Pfingsten 2002 zum ersten Mal seit 1952 gestört! AntifaschistInnen aus
der gesamten Bundesrepublik folgten der Einladung des Fremdenverkehrsvereins
Mittenwald, am samstäglichen Kameradschaftstreffen teilzunehmen. Sie wollten
eine Gedenkminute zu Ehren der ermordeten Menschen am Versammlungsort der Täter
abhalten und die Anwesenden mit der mörderischen Geschichte der Gebirgstruppe
konfrontieren. Alte und junge Kameraden reagierten darauf äußerst
aggressiv. Die bayerische Polizei würdigte die antifaschistischen Bemühungen,
indem sie alle BesucherInnen einer Jugendherberge, unter denen sie TeilnehmerInnen
der Gedenkveranstaltung vermutete, festsetzte und die Herberge selbst zum Ort
der Ingewahrsamsnahme erklärte. Stundenlang wurde das Haus von der Polizei
samt Hundestaffeln umstellt, bevor den inzwischen sehr hungrigen und durstigen
Gästen erlaubt wurde, sich zu versorgen. Zur gleichen Zeit trafen sich
rund 2.000 ehemalige und aktive Gebirgsjäger zur größten deutschen
Soldatenfeier am Ehrenmal „Hoher Brendten“ auf nahe gelegenem Bundeswehrgelände.
Der Versuch, am späten Nachmittag eine spontane Kundgebung in Mittenwald
durchzuführen, um sowohl über das Kameradentreffen als auch über
die Festnahme der AntifaschistInnen zu informieren, wurde durch einen weiteren
Polizeieinsatz vereitelt.
Die „unangreifbare Traditionspflege“ (Zitat Stoiber) alter und junger
Militaristen und Mörder wollen und dulden wir nicht. Wir wollen keine Zukunft,
die irgendwelche Militärs mitgestalten. Das Militär hat keine Zukunft,
es ist Garant einer Gegenwart, die jeder emanzipatorischen Politik entgegensteht.
Wir wollen keine Entschuldigung für das eine oder andere Massaker, wir
wollen dass die Überlebenden der Massaker endlich von der BRD entschädigt
werden.
Pfingsten 2003, also am 7. und 8. Juni 2003 werden wir die Gemeinde Mittenwald
und die Gebirgsjäger-Kameraden erneut besuchen. Wir wollen in Mittenwald
die Entschädigungsforderungen griechischer NS-Opfer gegenüber der
Bundesrepublik Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen
und sie wirksam unterstützen und einen Beitrag zur Wiederaufnahme von Ermittlungsverfahren
gegen Gebirgsjäger der Wehrmacht wegen Kriegsverbrechen leisten.
Wir rufen AntifaschistInnen und AntimilitaristInnen dazu auf, an einem Hearing,
an Demonstrationen und Aktionen in Mittenwald und am Hohen Brendten teilzunehmen.
Zu dem Hearing zu den Kriegsverbrechen der deutschen Gebirgsjäger und zu
den Entschädigungsforderungen der Opfer sind u.a. VertreterInnen des Griechischen
Nationalrats der Opferverbände aus Athen, Überlebende der Massaker
aus Griechenland, MilitärhistorikerInnen und WiderstandskämpferInnen
eingeladen.
Nichts ist vergessen!
Bestrafung der Kriegsverbrecher!
Entschädigung aller NS-Opfer!
VeranstalterInnen: AK Angreifbare Traditionspflege, Vereinigung der Verfolgten
des Naziregimes VVN-BdA Unterstützt vom AK Distomo.
www.nadir.org/mittenwald, Spendenkonto: Freie Medien
Stichwort ‘Traditionspflege’, Postbank Essen, Kontonr. 470834437
Blz. 36010043
In diesem ersten offenen Treffen gibt es weitere Infos und die Möglichkeit,
über eine gemeinsame Berliner Mobilisierung mit eventuell eigenen Schwerpunkten
und natürlich über konkretere Aktionsideen zu diskutieren.