Zum 25. Geburtstag des ALHAMBRA
Aus dem Tagebuch einer renovierungsfreudigen Tunte
ALHAMBRA - Gast bin ich nun schon seit gut acht Jahren. Was war das Anno 1994
für ein Erlebnis! Meine erste ROSA D1SCO\ Diese überwältigende
Zahl von Schwulen (und Lesben natürlich auch). Und alle trafen sie sich
offenbar völlig selbstverständlich an diesem ominösen Ort, dem
doch so gar nichts Glamouröses anhaf-tete, wie man es sonst so den Schwulen
zu-schreibt. Sollte das also der Ort rauschender Parties werden? Stylen für
diese Bruchbude? Wo ich es doch gewöhnt war, auf dicken Teppichen in Opernhäusern
zu schreiten oder auf intarsiertem Parkett chicer Clubs zu tanzen. Könnte
ich hier wohl Spaß haben? ...: „Klappe, Schnitt!“
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2003, ich hatte nicht nur unzähligen
Spaß auf vielen Par-ties im ALHAMBRA, nein, ich habe den Laden auch irgendwie
lieb gewonnen. Dazu mag beigetragen haben, dass sich in den vergangenen Jahren
mein politisches Bewußtsein erheblich verändern hat, und das passt
allemal besser zu dem der Personen, die sich dem ALHAMBRA zurechnen, als zu
dem der meisten, ziemlich bornierten Opernbesucher oder oberflächlichen
Szenehuschen, für die Politik eher ein lästiges Störthema ist.
Und das Bindeglied für diesen Spagat? Ist der NA UND - Verein, der seit
November 1988 immer am letzten Samstag im Monat die ROSA DISCO im ALHAMBRA an-bietet.
Ehrenamtlich organisiert, noch nie ausge-fallen und nach wie vor stark frequentiert,
eben das Original! Wenn man so wie ich bei NA UND kontinuierlich mitarbeitet,
bleibt es nicht aus, dass man sich auch mit dem ALHAMBRA be-schäftigt.
Nachdem ich verstanden hatte, dass „uns“ der Laden nicht gehört
- was ja immer noch einige Gäste glauben - und mir klar wurde, dass wir
nur einer von vielen Nutzerinnen sind, habe ich mich lange nicht direkt um Verände-rungen
vor Ort bemüht. Besuche des Nutzerinnen - Plenums blieben sporadisch -
„die da“ wirkten alle so eingespielt und zaghafte Versuche, etwas
‘’Ordnung“ in den „Hottentottenschuppen“ (O-Ton
der Mutter meines besten Freundes) zu bringen, erschienen eher lächerlich.
Aber die Zeiten ändern sich! Erstens hatten viele „ALHAMBRAnesen“,
wie wir sie manchmal liebe-voll nennen, selber immer weniger Lust auf Gammel,
Siff und Co. und zweitens fanden sich immer mehr Homoletten, die regelmäßig
zum Plenum kamen und den Laden in Schuß bringen bzw. halten wollten. So
kam es 2001 zum „Klo-Projekt“, von dem viele bis heute gar nicht
glau-ben, dass es stattgefunden hat, weil leider die Hauptsumme des ausgegebenen
Geldes unsichtbar verbaut wurde. Trotzdem: Das Männerklo wurde verbessert
und vergrößert, wir haben ein neues, behindertengerechtes WC bekommen
und der Frauenraum hat im Zuge der Maßnahme auch eine ordentliche Toilette
erhalten. Eine erneute Überholung des Männerklos ist übrigens
bereits beschlossen und hoffentlich schon zum Erscheinen dieser RoZ erfolgt!
Und sonst? Seit letztem Jahr werkelt der IHK-Meister der Elekt-rotechnik Karsten
unzählige, unbezahlte Stunden im ALHAMBRA, um die Elektrik komplett auf
den neusten Stand zu bringen. (Von wegen Tun-ten und Technik!) Dabei fallen
ihm so allerlei nützliche Verbesserungen ein, z. B. im Bereich aufwendigere
Discobeleuchtung, was dann unse-re Gäste zur Abwechslung auch mal sehen
kön-nen. Sehen können diese seit dem ersten März die neue Theke,
ein Traum in Edelstahl! Dieses Projekt lag nur von Anfang an am Herzen, ist
es doch nie besonders angenehm gewesen, die Gäste von dem alten Tresen
aus zu bedienen. Dass dieses Projekt so zügig durchgeführt wer-den
konnte, ist u. a. dem schon erwähnten Karsten zu verdanken, aber auch Jürgen
und Stefanie von HOMOPHILIAS möchte ich an dieser Stelle erwähnen.
(Und wieder gilt: Von wegen Tunten, respektive Lesben, und Technik!). So konnte
der von Metallbau Jürgen Orth, Rastede, gefertigte Tresen inclusive neuem
DJ-Pult in nur einer Woche eingebaut und am I. März bei der MOTTOPARTY
eingeweiht werden - die konnte übrigens nur stattfinden, weil dankenswerterwei
se DJ Jörg aus dem Ammerland für die Musik eingesprungen war. (Sollte
ich erwähnen ...) Und wie geht’s weiter? Der schon erwähnte
Jürgen will demnächst den Durchgangsbereich Saal - Kneipe - Klos verschönern,
auch der Ein-gangsbereich muss noch „dran glauben, wenn der Elektriker
grünes Licht gegeben hat, und der Parkettboden soll auch noch aufgearbeitet
wer-den; ein praktisch veranlagter Hetero (!) hat sich dazu bereit erklärt.
Dann wird ja hoffentlich alles zu den Jubiläumifestwochen im ALHAMBRA glänzen!
Vom 17. April bis zum 4. Mai soll dem 25. Geburtstag dieses bundesweit wohl
einmaligem „Zentrum“ Rechnung getragen werden.
NA UND hat sich dazu Überlegt, vor der April -ROSA DISCO Hoch- und Szenekultur zu ver-knüpfen: Am Samstag, dem 26. April, treten um 21.00 Uhr Mitglieder der TANZCOMPAGN1E OLDENBURG -» MS Schrittmacher mit zwei Stücken ihres Choreografen Massimo Gerardi auf - „Tanz zu Tisch - Not 2 close“ erforschen das Single-Dasein, ob zu Hause am Esstisch oder auf der Disco-Tanzflache (!). Kein Vorverkauf, nur Abendkasse ab 20.15 Uhr im AI.HAMBRA, Eintritt: 3,-.
So schließt sich nun (vorerst) der Kreis, noch viele schöne Stunden im schöneren ALHAMBRA wünscht Euch
Christian (RoZ)