Es ist Castorzeit ...

Auch der 8. Castortransport ins sogenannte „Zwischen“lager für atomare Abfälle nach Gorleben stiess wieder auf vielfältigen, bunten und entschlossenen Widerstand.

Die Auftaktdemonstration für den Widerstand wurde von über 6000 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet besucht, doppelt soviele wie von Polizei und VeranstalterInnen erwartet. Am Sonntag abend verliess der Castor, begleitet von Protesten in Frankreich und ganz Deutschland, die Plutoniumfabrik / WAA in La Hague. In der Nacht gelang es hinter Luneville einem Franzosen und einem Wendländer, sich im Gleisbett festzuketten. Der Castorzug erreichte nach stundenlanger Verzögerung durch weitere zahlreiche Blockade- und Ankettaktionen gegen 16h am Dienstag den Verladebahnhof in Dannenberg. Im Wendland wurde er dann erneut für mehrere Stunden aufgehalten, die Polizei räumte unter Gewaltanwendung Sitzblockaden. Es ist von über 70 (teilweise Schwer-)Verletzten die Rede.

Samstag, den 8.11
fand in Dannenberg bereits die tradionelle Auftaktdemonstration für den Widerstand gegen den Castortransport statt [viele Bilder, Bericht]. Sie wurde von über 6000 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet besucht - das sind mehr als letztes Jahr, und doppelt soviele wie von Polizei und VeranstalterInnen erwartet. Die Bäuerliche Notgemeinschaft beteiligte sich mit knapp 200 Traktoren an den Protesten. Gleichzeitig wurden Camps und Infopunkte in Lüneburg, Hitzacker, Metzingen, Splietau etc bezogen (Übersicht). Auch am Samstag hielten 12 AktivistInnen (wie schon in der Woche davor) einen Förderturm der Endlagerbaustelle in Gorleben besetzt und verliessen ihn freiwillig nach 12 Stunden wieder. Weitere Aktionen: Rallye Monte Göhrde, Trecker-Besetzungen, ...

Sonntag, den 9.11.
hat Der Castorzug um 19.40h die Plutoniumfabrik im französichen LaHague verlassen.

Montag den 10.11
überfuhr der Castor mit dreieinhalbstündiger Verspätung die Grenze bei Lauterbourg: Ein Franzose und ein Wendländer hatten sich bei Luneville(F) an die Gleise gekettet. Auch in Jagstfeld bei Heilbronn wurde der Castorzug durch eine weitere Blockade an einem geschickt gewählten Ort weitere 2 Stunden aufgehalten [Presseschau]. Auch in vielen anderen Orten an der Castorstrecke (oder an potentiellen Alternativstrecken) kam es zu Protestaktionen, so in Maximiliansau, Bissingheim, Wörth, Fulda, Marburg, Kassel.
Auch in Lüneburg und in Wendland bereitete man sich auf den Castortransport vor. In Lüneburg machten am Montag morgen CastorgegnerInnen unter dem Motto „Fit für den Castor“ Frühsport auf Kreuzungen. Es kam zu einem Verkehrschaos. Im Anschluß daran fand eine Ralley durch die Innenstadt statt.
Am Nachmittag gab es eine lautstarke AntiCastor Demonstration mit mehr als 2500 TeilnehmerInnen durch Lüneburg. Am Abend von ein Laternenumzug gegen den Castor statt.
In Gusborn (Wendland) feiern circa 1000 potentielle BlockiererInnen eine Party mit Treckern & Trommeln. Die Strassenparty in Gusborn wurde nachts noch geräumt.
Auch abseits der Transportstrecke gab es Protestaktionen, so in Darmstadt, Berlin oder an einigen Bahnstrecken.

Ereignisse am Dienstag und Mittwoch früh
Der Castorzug fuhr weiter über Kassel, Göttingen, Hannover, Celle nach Lüneburg. In Lüneburg versammelten sich am Morgen ca. 50 Leute im Bahnhof. Im Anschluß wurde vor dem Bahnhof ein Kessel gebildet und einzelne Leute mitgenommen.
Auf dem letzten Abschnitt der Schienenstrecke von Lüneburg nach Dannenberg kam es zu zahlreichen Aktionen. In Rohrstorf blockierten etwa 100 Menschen die Gleise. Die Polizei wurde von der Aktion völlig überrascht. Die BlockierInnen wurden danach recht ruppig in die Gewahrsamsstelle Neu-Trammen gebracht. Auch andernorts kam es zu Polizeiübergriffen, manchmal wurden PressevertreterInnen angegriffen.
In Tangsel in der Göhrde gelang es zwei AktivistInnen, sich an den Gleisen festzuketten. An mehreren Stellen wurde auch die Bundesstraße von Lüneburg nach Dannenberg für die nachrückenden Polizeifahrzeuge blockiert. In und um Harlingen gelang es einigen hundert Menschen auf und an die Schienen zu kommen, bis sie von der Polizei mit Pferdeunterstützung abgedrängt wurden. Auch an der Straßenstrecke fanden Blockaden, Demonstrationen und Brauchtumsveranstaltungen (Karnevalsumzüge) statt, so z.B. in Dannenberg am Roadhouse, Splietau, Langendorf oder Gusborn. Die nördliche Straßenstrecke wurde bei zwischen Langendorf und Quickborn durch eine manipulierte Wasserleitung unterspült. Um 16.30 dann erreichte der Zug den Verladebahnhof in Dannenberg. Dort versammelten sich noch einmal ca. 2500 zu einer Anti-Castor-Kundgebung.

WiderSetzen!
An drei Orten, die der Castor-Transport durchqueren könnte, fanden drei große Sitzblockaden statt.
Während der Beton der unterspülten Straße in der Nähe noch aushärtete, harrten ca. 70 AktivistInnen in Langendorf (an der nördlichen Route) auf der Straße aus. Bereits um 22 Uhr räumt die Polizei, nimmt Leute in Gewahrsam und umstellt später die Kirche des Ortes, in der sich noch einige Personen aufhalten.
Währenddessen gelangten immer mehr Atomenergie-Gegner nach Gusborn und Grippel, obwohl die Polizei versuchte, alle Zufahrtsstraßen abzuriegeln.
Im total abgeriegelten Gusborn an der Südroute wurde die Straße von Treckern und ca. 600 Personen blockiert.
Grippel und Laase musste vom Castor in jedem Fall durchquert werden. Nachdem sich dort ca. 500 Personen zusammenfanden, kesselte die Polizei beide Dörfer komplett ein. Um 2:30 begann die Polizei mit der Räumung von Grippel und Laase. Der Transport konnte mit den Sitzblockaden um weitere Stunden aufgehalten werden.
4 Uhr: Der Castor rollt wieder Gegen 3:20 Uhr war die Strecke für den Castor frei. Der Transport verließ Dannenberg, um 5:30 Uhr erreichte der letzte Behälter das Zwischenlager.