Neonazi tötet drei Menschen in Heidenheim

In Heidenheim kam es in der vergangenen Nacht vor einer Diskothek zu einem brutalen Dreifachmord. Der Täter, der bereits am 3. Oktober bei einem brutalen Naziüberfall auf zwei Linke beteiligt war, tötete drei „Russland-Deutsche“ Spätaussiedler vor der Disko K2, die bereits am besagten Tag im Oktober der Tatort eines Übergriffs von Rechts war.
Nach einer Pöbelei in der Diskothek selbst (die als alternativer Treffpunkt auch von vielen Punks und Linken besucht wird) wurden einige Personen der rechten Szene aus der Diskothek verwiesen – zu diesem Zeitpunkt war die Polizei bereits anwesend. Nachdem sich die Situation offenbar beruhigt hatte, kam es vor der Disko erneut zu Pöbeleien, in deren Verlauf der flüchtige Täter (als Neonazi bekannt) drei Personen im Alter von 15-17 Jahren mit gezielten Messerstichen erstochen hat.
Die Zusammenhänge zwischen dem faschistischen Übergriff vom 3. Oktober und der gestrigen Bluttat sind sowohl der Polizei als auch der Presse hinreichend bekannt. Dennoch geht die Polizei nicht von einem „rechtsradikalen Hintergrund“ aus. (...)

gefunden bei www.de.indymedia.org


Am Samstag gegen 13 Uhr stellt sich der 17-jährige Leonhard S. der Heidenheimer Kriminalpolizei, nach dem diese eine Stunde zuvor mit Bild und Personenbeschreibung des flüchtigen Jugendlichen an die Öffentlichkeit ging. Er hatte am Freitag um 23.30 Uhr drei Jugendliche vor einer Heidenheimer Diskothek mit Messerstichen getötet.
Ein junger Mann mit Seitenscheitel, Nickelbrille und Hemd: Dieses Foto händigt die Kriminalpolizei am späten Samstag Vormittag an Journalisten aus. Gefahndet wird zu diesem Zeitpunkt nach Leonhard S., einem 17- jährigen Gymnasiasten aus dem Kreis Heidenheim, der in der Nacht drei Jugendliche vor dem K 2 niedergestochen hat. Eine Stunde später hat er sich gestellt, die Beklemmung weicht einer Fassungslosigkeit, die auch anhält, als immer mehr Fakten bekannt werden. Für Heidenheim ist die Tat, so der Kripo-Chef Bernd Ziehfreund, „beispiellos“ und Beteiligte wie Unbeteiligte sind gleichermaßen erschüttert. Die Opfer sind Viktor (15), Waldemar (16) und Alex (17), drei russlanddeutsche Jugendliche, die am Freitag mit ihrer Clique in der Stadt unterwegs waren, um zu feiern. Die beiden Jüngeren waren Schüler, der 17-jährige im Berufsvorbereitungsjahr.
“Völlig überraschend und unvermittelt“ habe er die Waffe eingesetzt, sagt Oberstaatsanwalt Harald Stephan. Ohne Vorwarnung, aber direkt auf das Herz seiner Opfer zielend, genügen Leonhard S. ganz wenige Messerstiche, um seine Gegner tödlich zu verletzen.
Zwei der Halbwüchsigen sterben auf dem Hinterhof des Clubs, neben dem Stacheldrahtzaun des angrenzenden Gefängnisses, zwischen parkenden Autos und hartgefrorenen Schneehaufen. Der 17-jährige Alex erliegt seinen Verletzungen im Krankenhaus.
Der Staatsanwaltschaft ist der 17-jährige Leonard S., der offenbar aus Berlin stammt und sich erst seit sechs Monaten in Heidenheim aufhielt, bereits bekannt: Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Am 3. Oktober hatte er genau vor der gleichen Diskothek einem Punk aus dem Stammpublikum des Clubs eine Flasche über den Kopf gezogen. In jener Nacht gab es Auseinandersetzungen zwischen Punks und Neo-Nazis, bei der einmal die eine, einmal die andere Gruppe die Oberhand hatte.
Diesen politischen Aspekt erkennt man beim dreifachen Mord nicht - deshalb mag die Staatsanwaltschaft auch nur bei der Schlägerei im Oktober einen rechtsradikalen Hintergrund erkennen.
Am Abend halten Jugendliche vor dem K 2, das vorerst geschlossen bleibt, eine Mahnwache mit Kerzen ab. Eine stille Nacht, wie man sie sich nicht vorgestellt hat in Heidenheim.
Silja Kummer

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(bürgerliche Lokalpresse)