Antifa Aktuell

Informationen von und für AntifaschistInnen in der Weser-Ems-Region

Dez 1999

Antifa Aktuellist ein Projekt der Antifaschistischen Aktion Oldenburg und des Arbeitskreises „Keinen Fußbreit den FaschistInnen!“
Kontakt über: AA/OL und  AKF
c/o Alhambra   Hermannstr. 83   26135 Oldenburg
Fax: OL- 2466880    www.alhambra.de   aaol@alhambra.de
Info-Tel. OL- 25273

Oldenburg - Antifa-Demo am 13.11.
Nach dem von den Bullen beendeten Innenstadtspaziergang vom 30.10.99 versammelten sich am 13.11.99 gegen 23:00 Uhr über 250 Menschen um gegen den Bulleneinsatz zu demonstrieren und den Nazis nochmal zu zeigen, daß sie in der Stadt nichts zu suchen haben. Da die Demo angemeldet war,  hielten sich die Bullen diesmal zurück, die Zwischenkundgebungen am Lefferseck und vor der Nazikneipe Pupasch verliefen ungestört. Lediglich am Ende mußten die Bullen eingreifen, um 4 Nazis zu beschützen, die vom Markt 4 aus amüsiert die Demo provozierten. Die Faschos, unter ihnen der in der Herrenabteilung von Galeria Kaufhof beschäftigte Benjamin Fröhle (Max-Beckmann Str. 38 - Achtung: Fiese Sackgasse!!), wurden von den Bullen durch den Notausgang aus dem Markt 4 geholt und ins Revier verfrachtet.
Dies war nicht die letzte Aktion! Im Januar ist die nächste große Antifa-Demo geplant. Das heißt natürlich nicht, daß bis dahin nichts passieren soll. Auch zwischendurch wird es Aktionen geben, so lange bis sich jedeR wieder ungestört in der Stadt bewegen kann. Also: Beteiligt euch an Aktionen, werdet selbst aktiv, greift ein, wenn ihr mitkriegt, daß Menschen von Nazis angegriffen werden !!!

Berlin - Köpi bleibt !
Immer noch will die Commerzbank, Eigentümerin des autonomen Berliner Wohn- und Kulturprojekts Köpi, Grundstück und Haus meistbietend versteigern. Am 30 Oktober demonstrierten über 2000 Menschen in Berlin für den Erhalt des Zentrums. Nach der friedlich verlaufenen Demo griffen die Bullen die TeilnehmerIn-nen an und verhafteten 25 menschen in einer U-Bahn. Die Commerzbank ist der Forderung der KöpibewohnerInnen nach einem unbefristeten Nutzungsvertrag für 1 DM natürlich nicht nachgekommen, allerdings hat diese im Moment massive Probleme für das durch die verschiedenen Widerstandsaktionen zu „Risikokapital“ gewordene Haus Käufer zu finden.

Bremen - Aktion gegen das Ausländeramt
Um auf die Rolle der Ausländerbehörden innerhalb der deutschen Abschiebemaschinerie aufmerksam zu machen verübte eine Bremer FrauenLesben Gruppe am 17.11.99 einen Anschlag auf das bremer Ausländeramt. Als Wartungsarbeitstrupp getarnt wurden Parolen an die Wände gesprüht, „eine übelriechende Flüssigkeit“ ausgeschüttet und eine Zwischentür versperrt. Zu den Forderungen der Gruppe gehören die freie Wahl des Aufenthaltsortes, die Beendigung von Abschiebungen und die Abschaffung der Ausländergesetze. Alle Beteiligten konnten unerkannt entkommen.

Braunschweig - Naziaufmarsch, der 1002te
Am 4. Dezember wollen die Nazis mal wieder zum Thema Wehrmachtsausstellung marschieren. Diesmal aber nicht, weil sie da ist, sondern weil sie nicht mehr da ist. Die Faschos treffen sich um 11 Uhr am Stadtbad/ Nimesstraße um einen „Siegesaufmarsch“ durchzuführen, da die Wehr-machtsausstellung erstmal für drei Monate ausgesetzt ist und zu dieser Zeit eigentlich in Braunschweig gezeigt worden wäre. Die Demo gegen den Aufmarsch beginnt um 10:00 Uhr am Kohlmarkt in Braunschweig. Infos unter 0177-8298771.

Nazis am 6. November - Göttingen, Rosenheim, Pasewalk
Eigentlich wollten die Nazis am 6.11.99 in Göttingen gegen „roten Terror“ und „Justizwillkür“ aufmarschieren. Nach dem ersten Verbot entschieden sie sich dann aber doch lieber auf einen zweiten Versuch nächster Instanz zu verzichten und die Kameraden nach Rosenheim (Bayern) und Pasewalk (McPom) umzuleiten. Leider befanden sich die meisten Antifas (so ca. 2000) in Göttingen, so daß in Rosenheim und Pasewalk jeweils etwa 300 - 400 FaschistInnen marschieren konnten. Währendessen nahmen in Göttingen etwa 5000 Menschen an der DGB-Demo teil.

Münster - Antifa-Demo am 20.11.
Am 20.11.99 fand in Münster eine Solidemo für den im September 98 bei den Gegenaktivitäten zum Naziaufmarsch von Faschos überfahrenen Antifa Holger statt. Anlass für die Demo ist der bald stattfindene Prozess gegen den Lengericher (Münsterland) Nazi Mark W. Dieser wurde nach Beschluß der Staatsanwaltschaft wieder aufgenommen, nachdem der Prozeß zuerst gegen Zahlung von 2000 DM eingestellt werden sollte.
Zur Demo kamen etwa 600 AntifaschistInnen, die bei starken Minustemperaturen durch ganz (!) Münster demonstrierten.

Oldenburg - Judengang
Am 10.11.99 fand in Oldenburg wieder der traditionelle Schweigemarsch statt. Ca. 400 Menschen erinnerten an die Oldenburger JüdInnen, die am 10.11.38, einen Tag nach der Reichs-progromnacht, von der damaliegen Kaserne am Pferdemarkt zum Gefängnis geführt wurden.

Oldenburg - Nörgel-Brief der  NPD
Anfang November ging ein empörter Brief des NPD-Unterbezirks Oldenburg an Staatsanwaltschaft Oldenburg, Innenministerium und die Kripoleitung, sowie an alle Ratsfraktionen. Darin motzen Ulrich Eigenfeld (Tannenstr. 5, Landesvorsitzender), Andreas Börder (Bürgerstr. 93b, Stellvertretender Unterbezirksvorsitzender) und Bernd Neumann (Hemelsbäker Kanalweg 15, Unterbezirksvorsitzender) kräftig über antifaschistische Aktionen gegen ihre Parteimitglieder und das Nicht-Eingreifen der Polizei. Die angezeigten Vorfälle (aufgezählt werden verschiedene Farbbeutelwürfe, eingeschlagene Scheiben, kaputte Autos, Steckbriefaktionen u.ä.) seien alle mit der Begründung, daß keine Täter ermittelt werden könnten nicht weiter verfolgt worden. Außerdem weisen sie auf die dazugehörigen Erklärungen in der Alhambra-Zeitung (in der periodisch und offen zu Gewalt aufgerufen wird!) hin und fordern die zuständigen Behörden auf, die Informationen über Täter und Straftaten endlich auszutauschen und dieser „organisierten Kriminalität mit politischem Hintergrund“ endlich die Grundlage zu entziehen. Mal seh`n

Oldenburg - Taz Interview vom 2.11.99.
Die "Antifaschistische Aktion Oldenburg" macht gegen Rechte mobil.
Samstag Nacht im Kneipenviertel der Oldenburger Innenstadt: Eine Spezialeinheit der Polizei nimmt 33 von rund 40 Autonomen in Gewahrsam. Vermutetes Ziel der Gruppe: Eine von rechten frequentierte Kneipe. Seit Wochen geraten die örtlichen Skins immer wieder in die Schlagzeilen (die taz berichtete). Die taz sprach mit einer Vertreterin der "Antifaschistischen Aktion Oldenburg" über die Aktion am Samstag.
taz: Wolltet Ihr euch mit den Rechten prügeln?
Es hat in der vergangenen Zeit mehrere Vorfälle mit Nazis in Oldenburg gegeben. In der Innenstadt treten sie in letzter Zeit ziemlich massiv auf, mehrere Leute wurden auf dem Kramermarkt angegriffen. Daraufhin haben sich in Oldenburg Leute aus der autonomen Szene zusammengetan und zwei "Stadtspaziergänge" organisiert - der letzte am Samstag Abend. Wir wollten damit die Leute ermuntern, bei Vorfällen einzugreifen - und natürlich liegt uns daran, die Nazis aus der Stadt zu vertreiben.
Bei den Leuten, die in Gewahrsam genommen wurden, fand man Holzknüppel, Eisenstangen, Schreckschusspistolen und Munition. Das sind Sachen, die ...
... geeignet sind, sich auseinanderzusetzen, ja, wobei die Eisenstangen nur in der Phantasie der Bullen existieren. Wenn sich Gewalt nicht vermeiden lässt, möchte man schon gut vorbereitet sein. Die Nazis sind nicht nur massiv in der Innenstadt vertreten, sondern auch gewaltbereit. Und wir wollten die Nazis schon sehr deutlich auffordern, die Stadt zu verlassen. Ich würde aber auf jeden Fall sagen, dass das, was wir dabei hatten, zur Verteidigung gedacht war.
Bislang wurde der neue Konflikt zwischen Skins und Punks ausgetragen. Seit wann macht auch die Oldenburger autonome Szene mobil gegen die Rechten?
Es ist nichts Neues, dass wir gegen Faschos aktiv sind. Nur die"Stadtspaziergänge" sind eine neue Aktionsform. Dass das in der Presse meist anders dargestellt wurde, liegt wohl daran, dass bisher vor allem Punks und MigrantInnen angegriffen wurden. Aktiver Antifaschismus ist selbstverständlich fester Bestandteil unserer Arbeit.
Eine Spezialeinheit aus Hannover war vor Ort und hat euch gehindert, zu einer Kneipe zu gehen, in der Rechte vermutet wurden. Hattet Ihr öffentlich mobilisiert?
Nein, das ging unter der Hand. Wahrscheinlich hat der Staatsschutz das durch Abhörmaßnahmen mitgekriegt. Desweiteren haben wir ungesicherte Infos, dass der Polizeieinsatz auf Weisung des Innenministeriums gelaufen ist. Im Übrigen ging es nicht um die Kneipe, sondern darum, die Faschos dauerhaft aus der gesamten Innenstadt zu verjagen.
Was haben die Menschen zu erwarten, die von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden?
Einigen wurde wohl "Bildung eines bewaffneten Haufens" vorgeworfen, anderen wurde gesagt, sie hätten sich an der "Bildung einer rivalisierenden Bande" beteiligt, bei wieder anderen wurde von einem "Verstoß gegen das Versammlungsgesetz" geredet.
Wird es einen dritten "Stadtspaziergang" geben?
Ja, auf jeden Fall. Wir werden uns von dem Bullenüberfall nicht einschüchtern lassen.
Fragen Christoph Dowe
taz Bremen Nr. 5980 vom 2.11.1999