Vortrag und Buchvorstellung
mit dem Autor Andreas Löhrer
Freitag, 17. Januar 2025 um 19 Uhr [danach Kneipe]
Im September 1943 nehmen die Partisan*innen der italienische Resistenza den offenen bewaffneten Kampf auf, der am 25. April 1945 zur Befreiung von der Besatzung durch die Wehrmacht und der faschistischen Herrschaft unter Mussolini führt. Zum Jahrestag der Befreiung wird in Italien jedes Jahr das als Partisanenlied bekannte „Bella Ciao“ gesungen.
Wie kein anderes Lied steht es für die Befreiung vom Faschismus. Zugleich ist es bis heute ein Lied, das vielfach interpretiert und sich angeeignet wurde: Yves Montand und Milva sangen es, die chilenische Gruppe Quilapayun und der Chor der Roten Armee, Hannes Wader und Zupfgeigenhansel, Tom Waits und Chumbawamba. Durch die spanische Serie Haus des Geldes wurde es hierzulande ab Ende 2017 mit durchaus widerständigem Tenor nochmal einem breiteren Publikum bekannt. Nicht zuletzt taucht es bis heute überall auf der Welt auf, wo gegen Unterdrückung protestiert wird und sich Widerstand auf der Straße formiert. Gesungen wurde es in der Alterglobalisierungsbewegung, in Istanbul bei den Demonstrationen um den Gezi-Park, ebenso in der syrisch-kurdischen Stadt Kobanê, wo kurdische Milizen, darunter viele Frauen, die Terroristen des IS zurückgdrängten. Es wurde gesungen bei Demonstrationen in arabischen Ländern und von den Aktivist*innen der „grünen Revolution“ im Iran.
Andreas Löhrer wird in die Ursprünge des Liedes einführen sowie einen Einblick in seine vielfältigen Interpretationen geben: Wie kam es zum Partisanenlied? Ist es überhaupt ein echtes Partisanenlied oder wurde es erst in der Nachkriegszeit geschrieben? Wie hat sich „Bella Ciao“ verbreitet, in Italien und darüber hinaus? Welche gesellschaftliche Bedeutung hatte und hat das Lied? Wer singt es und in welchen Zusammenhängen? Warum wird es in aller Welt und in den unterschiedlichsten Sprachen gesungen? Die Reise durch die Kultur- und Widerstandsgeschichte wird untermalt durch Musikvideos mit unterschiedlichen Versionen des Liedes.
Zum Abschluss verlassen wir die Geschichte und betreten die Gegenwart. Wir erfahren, welche Auswirkungen die Kulturpolitik der Meloni-Regierung in Italien auf antifaschistische Projekte, Kultur- und Bildungsarbeit hat und wie sich emanzipatorische und antifaschistische Bewegungen dagegen zur Wehr setzen. Der Blick auf die Erfahrungen in Italien soll auch Auftakt zu einer weiterführende Diskussionen sein, in der wir angesichts des zunehmenden Aufkommens nationalistischer und reaktionärer Tendenzen hierzulande konkrete Handlungsmöglichkeiten für uns selbst entwickeln wollen.
Andreas Löhrer ist Buchautor, Romanist und Übersetzer. Sein Buch „Bella Ciao. Auf den Spuren eines Partisanenliedes“ erschien 2023 im Verlag Edition AV.
Im Anschluss (ab ca. 21 Uhr)
Kneipe mit Musik – subversiv und tanzbar